Beitrag von Priska Scherzer, Branding
Was versteht man unter dem sogenannten Rapid Recovery-Verfahren bei einer Hüftprothesen-Operation?
Rapid Recovery ist ein strukturiertes Behandlungskonzept, das den gesamten Prozess rund um den Einsatz einer Hüftprothese optimiert. Ausgewählte Patientinnen und Patienten werden bereits in der Vorbereitungsphase intensiv für den Eingriff geschult und instruiert. Dazu gehören Instruktion zur Mobilität mit Stöcken, Gangsicherheit und Alltagsfunktionen sowie die Vorbereitung auf den kurzen Spitalaufenthalt und die anschliessende Rehabilitation.
Die Operation erfolgt mit einem minimalinvasiven Verfahren, anschliessend werden die Patientinnen und Patienten engmaschig durch die Physiotherapie und unsere Physician Associate (medizinische Fachperson, die das Ärzteteam in der Betreuung unterstützt) begleitet. Ziel ist es, die Alltagsfunktionen so früh wie möglich wiederherzustellen und den Heilungsverlauf aktiv zu unterstützen.
Welche Vorteile bietet dieses Behandlungsprogramm für die Patientinnen und Patienten?
Der grösste Vorteil ist eine deutlich schnellere Rehabilitation. Dank des Rapid Recovery-Konzepts können Patientinnen und Patienten das Spital nach ein bis zwei Nächten verlassen. Zuhause sind sie zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend selbstständig, können sich sicher fortbewegen und den Alltag mit wenigen Einschränkungen bewältigen.
Wird dabei eine spezielle chirurgische Technik angewendet?
Ja. Die Operation wird minimalinvasiv über den vorderen Zugang durchgeführt. Das bedeutet, dass die Hüftprothese über einen ca. 6–7 cm grossen Hautschnitt im Bereich der Leiste eingesetzt wird. Diese besonders schonende Technik hat mehrere Vorteile: Die Muskulatur wird nicht abgelöst, das umliegende Gewebe wird weniger belastet und eine unmittelbare Vollbelastung der Hüfte nach der Operation ist möglich.
Für wen kommt Rapid Recovery überhaupt infrage? Gibt es bestimmte Voraussetzungen?
Typischerweise eignet sich dieses Konzept bei jüngeren Patientinnen und Patienten mit wenigen Begleiterkrankungen. Wichtig ist ausserdem, dass sie motiviert sind, aktiv an ihrer Genesung mitzuarbeiten.
Wie läuft dieses Programm konkret ab, von der Vorbereitung bis zur Entlassung?
In der Vorbereitung gibt es mehrere Termine: Neben dem Gespräch mit der Chirurgin bzw. dem Chirurgen und der Narkoseärztin bzw. dem Narkosearzt findet auch eine physiotherapeutische Instruktion statt. Dort werden bereits bestimmte Abläufe für die Zeit nach der Hüftoperation geübt – etwa das Gehen an Stöcken, das Ein- und Aussteigen vom Bett, das Aufstehen und Absitzen und das sichere Benutzen der Dusche.
Der Eintritt erfolgt am Tag der Operation, nur wenige Stunden vor dem Eingriff. Noch am selben Tag findet die erste Mobilisation mit der Physiotherapie statt, meist direkt im Zimmer, wo bereits die ersten Schritte gemacht werden. Die Mobilität wird im weiteren Verlauf engmaschig durch die Physiotherapie begleitet. Je nach Entwicklung ist ein Austritt bereits am ersten oder am zweiten Tag nach der Operation möglich.
Wann können Patientinnen und Patienten nach der Operation wieder aufstehen und sich bewegen?
Direkt nach der Operation erfolgt die erste Mobilisation: Die Patientinnen und Patienten kommen noch am selben Tag in den Stand und können bei erlaubter Vollbelastung bereits einige Schritte gehen. Diese frühe Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil des Rapid Recovery-Konzepts.
Viele verbinden eine Hüftprothesen-Operation mit einer langen Erholungszeit oder sogar einem Rehabilitationsaufenthalt. Wie gelingt es beim Rapid Recovery, dass sich die Patientinnen und Patienten so rasch erholen?
Das funktioniert nur durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren: einer sorgfältigen Instruktion, einer schonenden, minimalinvasiven Operationstechnik und einer engmaschigen Begleitung durch das Physiotherapie-Team, die Physician Associate und das Ärzte-Team.
Wie lange dauert es in der Regel, bis man wieder Alltagstätigkeiten und Sport aufnehmen kann?
Die meisten Alltagstätigkeiten sind bereits ab dem Austritt nach Hause wieder möglich. Dennoch ist es sinnvoll ist, sich während der ersten zwei Wochen noch etwas zu schonen. Ab der dritten Woche startet die ambulante Physiotherapie, und bald ist ein Gehen ohne Stöcke wieder möglich. Sportliche Aktivitäten können je nach Sportart innerhalb der ersten Monate nach der Operation wieder aufgenommen werden.
Gibt es einen Patientenfall, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Vor kurzem hatten wir einen 60-jährigen Patienten, der für sein Alter sehr fit war. Er erhielt beidseits am gleichen Tag eine Hüftprothese und konnte bereits nach zwei Nächten wieder nach Hause austreten. Solche Verläufe zeigen, wie effizient Rapid Recovery funktionieren kann. Mittlerweile sehen wir zudem immer mehr Patientinnen und Patienten, die bereits nach nur einer Nacht nach Hause gehen möchten und auch können.
Hüft- und Beckenchirurgie am Balgrist
Zum gleichen Thema: unsere Experten zeigen in der Sendung GESUNDHEITHEUTE, wie dank eines strukturierten Behandlungskonzepts eine schnellere Rückkehr in den Alltag möglich wird.
Erstausstrahlung: Samstag, 13. Dezember, 18.10 Uhr, SRF

