Bei Unfällen oder neurologischen Erkrankungen können Nervenbahnen unterbrochen sein, die normalerweise über das Rückenmark dem Gehirn das Signal geben, die Blase zu entleeren. Mit einer Stromtherapie, der sakralen Neuromodulation, werden die unterbrochenen Signale wieder an das Gehirn und zurück an die Blase geleitet. Bevor ein Blasenschrittmacher eingepflanzt wird, gibt es bei allen Patientinnen und Patienten eine mindestens zweiwöchige Testphase. «Wir möchten sicher sein, dass der Blasenschrittmacher funktioniert und erst dann wird das Gerät definitiv eingebaut», sagt Prof. Dr. Thomas M. Kessler, Chefarzt Neuro-Urologie an der Universitätsklinik Balgrist.
«Wir möchten sicher sein, dass der Blasenschrittmacher funktioniert und erst dann wird das Gerät definitiv eingebaut.» Prof. Dr. Thomas M. Kessler, Chefarzt Neuro-Urologie
Der Patient liegt beim Eingriff auf dem Bauch und bekommt in der Regel eine örtliche Betäubung. Eine Elektrode (ein Draht) wird durch die Löcher des Kreuzbeines eingepflanzt und direkt an die Kreuzbein-Nerven gelegt (siehe Abbildung oben). Die eingepflanzte Elektrode wird mit einem Verlängerungs-Kabel verbunden, das zur Haut herausgeleitet und für die Testphase an einen Blasenschrittmacher ausserhalb des Körpers angeschlossen wird. Bei erfolgreicher Testphase wird das zur Haut herausgeleitete Verlängerungskabel entfernt und der Blasenschrittmacher ins Unterhautgewebe des Gesässes eingepflanzt, so dass die Stromtherapie vollständig innerhalb des Körpers erfolgt.
Die Vorteile dieser Therapie
- Betroffene müssen nicht mehrmals täglich selbst einen Katheter zur Blasenentleerung einlegen.
- Nach der Einpflanzung des Blasenschrittmachers verspüren Patienten/-innen wieder einen normalen Blasendruck und können wie gewohnt die Blase entleeren.
- Das führt auch zu einer Minimierung des Harnwegsinfekt-Risikos.
Die sakrale Neuromodulation hilft aber nicht nur beim Entleeren der Blase, sondern auch bei Urinverlust und Darmfunktionsproblemen wie Stuhl-Verlust oder Verstopfung.