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GeschichtenGesundheit

Ein neues, gesundes Leben für einen ukrainischen Jungen

Der 11-Jährige Arsenii leidet seit seiner Kindheit an einer verkrümmten Wirbelsäule. Mittlerweile ist die Kypho-Skoliose so ausgeprägt, dass sie sich nur noch mit einer komplexen Versteifungsoperation korrigieren lässt.

Jvan Steiner, Digital Media Manager Unternehmenskommunikation

Im Frühjahr 2022 kam Arsenii als ukrainischer Flüchtling zusammen mit seinem Vater und Bruder zu einer Gastfamilie in die Schweiz. Dass der 11-Jährige eine so ausgeprägte Fehlbildung der Wirbelsäule aufweist, wusste Gastvater Bruno Schmid anfänglich nicht. «Als ich seinen Rücken sah, war mir klar: Er muss zu einem Arzt», so der pensionierte Kantonsforstmeister des Kantons Schaffhausen.

«Für mich war es eine grosse Bereicherung, diese Familie zu unterstützen und damit auch die Genesung von Arsenii zu initiieren»

Das Sozialamt teilte Schmid mit, dass es froh wäre, wenn er die Koordination übernehme. Arsenii wurde ins Kinderspital Zürich überwiesen und nach fünf weiteren Untersuchen fiel schliesslich die Entscheidung für eine Operation an der Universitätsklinik Balgrist. «Für mich war es eine grosse Bereicherung, diese Familie zu unterstützen und damit auch die Genesung von Arsenii zu initiieren», sagt Schmid. Er sei froh, dass die Ärztinnen und Ärzte in den verschiedenen Institutionen der Familie geholfen haben und freue sich, dass für Arsenii nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Hochkomplexe Operation an der Wirbelsäule

Die Verformung der Wirbelsäule entwickelte sich bei Arsenii bereits im Kindesalter. Jedoch noch in geringerer Ausprägung. Das hätte man auch gut in der Ukraine behandeln können. Es gab Versuche, die Skoliose mit einem Korsett zu korrigieren, aber man hat den Moment für einen chirurgischen Eingriff verpasst. Möglich gewesen wäre dann eine Implantation von Wachstumsstäben, die mittels Magnetmechanismus hätten verlängert werden können, um so die Wirbelsäule in ihrem Wachstum zu begleiten. Das Team um Wirbelsäulenspezialist Prof. Mazda Farshad stand somit vor einer schwierigen Ausgangslage und einem komplexen Eingriff. «Die grösste Herausforderung war für uns der Entscheid, wie wir Arsenii behandeln. Schliesslich haben wir eine Operationstechnik gewählt, welche es erlaubt, das Problem mit lediglich einem chirurgischen Eingriff zu lösen, anstatt mehreren», sagt Farshad. Weitere Herausforderungen waren technischer Natur: Welchen Wirbelkörper entfernen wir und wie stellen wir sicher, dass das Rückenmark nicht beschädigt wird? Im Normalfall sollte eine solch komplexe Operation aber möglichst verhindert werden, da selbst in spezialisierten Zentren die Komplikationsrate 60 bis 70 Prozent beträgt. Die Alternative wäre eine langwierige Behandlung über mehrere Wochen oder Monate: Das hätte u.a. bedeutet, Gewichte an den Kopf zu hängen, um die Wirbelsäule langzuziehen. Zusätzlich wären dafür aber mehrere Operationen nötig gewesen; von der Seite, von hinten und so weiter.

«Um sicherzustellen, dass das Risiko richtig eingeschätzt wird und somit Komplikationen für Patientinnen und Patienten minimiert werden, müssen solche Operationen an einem Ort mit entsprechender Expertise stattfinden.»

Heilung und Aussichten

Dass die Operation erfolgreich verlief, liegt sicher an der jahrelangen Erfahrung des Wirbelsäulenspezialisten Farshad und seinem Team, aber auch am Prinzip der interdisziplinären Zusammenarbeit – so wie es am Universitären Wirbelsäulenzentrum Zürich gelebt wird. Verschiedene Disziplinen sind involviert, darunter die Chirurgie, Neurologie, Anästhesiologie sowie die Innere Medizin – schliesslich auch die Pflege und die Rehabilitation in der Physiotherapie. Um sicherzustellen, dass das Risiko richtig eingeschätzt wird und somit Komplikationen für Patientinnen und Patienten minimiert werden, müssen solche Operationen an einem Ort mit entsprechender Expertise stattfinden. Prof. Farshad zeigt sich mit dem Resultat der Operation zufrieden. Diese sei ohne Komplikationen verlaufen und Arsenii bereits ohne Schmerzmittel unterwegs. Die innere Knochenheilung sei aber noch erst am Anfang. Durchschnittlich dauert dieser Heilungsprozess bei Kindern ca. 6 bis 9 Monate. In dieser Zeit kann er normal seinen Alltag leben und in die Schule gehen, aber noch keinen Sport betreiben. Die Stabilität der Wirbelsäule soll nicht mehr von den Titanimplantaten abhängig sein, sondern von Arseniis eigener Knochenstruktur. Bis er sich mit der Atmung und der Rippendeformität vollständig an die neue Situation gewöhnt hat, könne es bis zu zwei Jahre dauern. Farshad sei froh, dass der ukrainische Junge nun einem mehr oder weniger normalen Leben entgegenblicken kann, und betont: «Für einen 11-Jährigen ist Arsenii aussergewöhnlich tapfer». Auch Arsenii freut sich bereits wieder auf die Schule und darauf, in Zukunft wieder Sport treiben zu können.

«10vor10» Newsmagazin: Fokusthema «Medizinische Hilfe für Ukrainerinnen»

Prof. Dr. med. Mazda Farshad 

ist seit 2017 Medizinischer Spitaldirektor der Universitätsklinik Balgrist. Als Ordinarius und Chefarzt Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie behandelt Farshad Patientinnen und Patienten mit komplexen Problemen an der Wirbelsäule.

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