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Ein älteres Liebespaar macht sich Gedanken über eine Hüftoperation beim Spazieren am Meer.
Gesundheit

Für eine Hüftoperation ist man nie zu alt

Werner Schüepp, Journalist bei Seniorweb, befragte PD Dr. med. Patrick Zingg, Leiter Hüft- und Beckenchirurgie im Balgrist, wann ein Patient eine Hüftoperation braucht.

Die Hüfte ist das zweitgrösste Gelenk des menschlichen Körpers. Sie nimmt eine Schlüsselrolle ein, wenn es um die schmerzfreie und uneingeschränkte Bewegung im Alltag oder Sport geht. Die Zürcher Universitätsklinik Balgrist ist spezialisiert auf Erkrankungen des Bewegungsapparats und geniesst für ihre hüftchirurgischen Behandlungen und Operationen einen ausgezeichneten Ruf.

Welches sind die häufigsten Probleme in Zusammenhang mit Hüftschmerzen?

Im Alter von über 50 Jahren ist die häufigste Ursache für Hüftschmerzen die Gelenksdegeneration, das heisst die Hüftarthrose. Gefolgt wird die Hüftgelenksarthrose in der Häufigkeit von abnutzungsbedingten Reizzuständen der Hüftabduktorenmuskulatur und ihrer Sehnen.

Wie lange soll ein Patient mit einer Hüftoperation warten?

Nachdem nicht operative Behandlungsmassnahmen durchgeführt wurden, ist fast immer die Operation die letzte Option. Der richtige Zeitpunkt für eine Operation ist, wenn trotz konservativer Therapiemassnahmen der Leidensdruck hoch und der Patient in seiner Lebensqualität empfindlich gestört ist.

Nehmen wir als Beispiel die Hüftgelenksarthrose

Bei der Hüftgelenksarthrose beinhaltet die konservative Therapie die Belastungsanpassung und -reduktion, die Schmerzmitteleinnahme (bei Bedarf oder regelmässig), Gelenksinfiltration (zum Beispiel mit Kortison) mit begleitender Physiotherapie oder alternativ medizinische Behandlungen. Sind alle diese Massnahmen ohne genügende Wirkung und ist die Hüftgelenksarthrose die gesicherte Ursache (typische Anamnese, Untersuchung und Röntgen) für die Hüftschmerzen, ist eine Hüftprothese angezeigt und ein weiteres Zuwarten nicht mehr sinnvoll – unabhängig davon, ob es sich um einen verhältnismässig jungen oder bereits älteren Patienten handelt.

Gibt es eine kritische Altersgrenze, ab dem nicht mehr operiert wird?

Der Hüftgelenksersatz ist eine so zuverlässige Behandlung, die junge und ältere bis betagte Patienten zufriedenstellt, sodass man nie dafür zu alt ist. Sicher bedarf es einer internistischen und anästhesiologischen Beurteilung, um Risiken einer Narkose auf den Gesundheitszustand des Patienten abzuschätzen und eine Güterabwägung machen zu können zwischen Nutzen der Operation und der damit verbundenen Risiken.

Welches ist Ihr Ziel einer Hüftoperation?

Die unmittelbare und anhaltende Verbesserung der Lebensqualität. Es kann davon ausgegangen werden, dass die typischen Arthroseschmerzen nach der Operation nicht mehr vorhanden sind und der Patient mit einer normalen Hüftgelenksbeweglichkeit und fast immer auch guter Funktion rechnen kann. Aufgrund dessen, dass die Funktion der Hüfte auch von der hüftübergreifenden Muskulatur abhängig ist, können jedoch Muskeln- und Sehnenveränderungen, aber auch Nervenreizungen an ihrem Ursprung am Rücken, Gründe für eine nicht vollständig normalisierte Hüftfunktion sein, trotz einwandfreier Implantation des künstlichen Hüftgelenks.

Welche Operationsmethoden kommen in der Universitätsklinik Balgrist zur Anwendung?

Überwiegend wird das künstliche Hüftgelenk von vorne in minimalinvasiver Technik eingesetzt.

Welches sind die Vorteile dieser Technik?

Der vordere Zugang zur Hüfte ist ein sehr sicherer Zugang, bei welchem Muskel, Sehnen, Gefässe und Nerven konsequent geschont werden können. In seltenen Fällen, das heisst bei komplexen Hüftgelenksarthrosen, zum Beispiel bei angeborenen oder erworbenen Fehlformen des Hüftgelenkes und bei voroperierten Gelenken, werden, individualisiert, andere Operationstechniken angewandt, welche für die vorliegende Situation optimiert sind.

Wie lange muss der Patient nach ein Hüftprothesenimplantation im Spital bleiben?

Im Durchschnitt verbringen unsere Patienten vier Nächte im Balgrist, nachdem sie am Tag des Eingriffes eingetreten waren. Der Patient verlässt das Balgrist in einem beschwerdearmen Zustand und vorbereitet, sei es für die Rückkehr nach Hause (in den meisten Fällen) oder für eine stationäre Rehabilitation (selten notwendig).

Wie viele Jahre hält eine künstliche Hüfte?

Dies hängt wesentlich von den Aktivitäten des Patienten ab, das heisst, tendenziell muss mit einem schnelleren Verschleiss gerechnet werden, wenn jemand sportlich sehr aktiv ist. Dennoch ist das künstliche Hüftgelenk genau dafür da, dass altersgemäss ein normaler Alltag und eine normale sportliche Freizeitgestaltung möglich ist. Anders gesagt: Bei einer Implantation einer Hüftprothese im Alter von über 70 Jahren beträgt das Risiko, dass in den folgenden 15 Jahren ein Revisionseingriff auf Grund von Verschleiss folgt, wenige Prozent.

Stichwort Gehhilfen: Wie lange benötige ich sie nach der Operation?

Nach der Operation wird der Patient gleichentags das erste Mal unter Anleitung der Physiotherapie mobilisiert, und er darf dabei in den meisten Fällen die Hüfte voll belasten. Wegen der Sicherheit und aus Komfortgründen, empfehlen wir die Benutzung zweier Krücken für zwei Wochen. Ab der dritten Woche findet in einem ambulanten Setting, ebenfalls unter physiotherapeutischer Anleitung, die Stockentwöhnung und Gangschulung statt.

Verspüre ich mit einer künstlichen Hüfte Einschränkungen, kann ich zum Beispiel wieder Sport treiben?

Das künstliche Hüftgelenk soll durchschnittliche, sportliche Aktivitäten ermöglichen, sodass es keine Einschränkungen betreffend verschiedener Sportarten gibt. Dennoch sind exzessive, sportliche Betätigungen (Laufsport mit mehrfach wöchentlichen und langen Laufdistanzen, harte Stop-and-Go-Sportarten wie Squash und so weiter) im Hinblick auf eine schnellere Abnutzung nicht empfohlen, aber auch nicht verboten. Wir empfehlen unseren Patienten sportliche Aktivitäten wie Fitnesstraining, Wandern, Schwimmen, Fahrradfahren, Golfspielen und Ähnliche, aber auch Skifahren und Tennis sind durchaus angemessen.