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Interview-Didier-Surdez_Knochentumoren
Forschung

Im Kampf gegen Knochensarkome: Interview mit Didier Surdez

Knochensarkome sind seltene und aggressive Tumore des Bewegungsapparats. Ihre Behandlung stützt sich bis heute oft auf klassische Therapien wie Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Besonders herausfordernd: Die Knochen-Tumore sind nicht nur selten, sondern treten auch in verschiedenen Untertypen auf und betreffen oftmals auch junge Menschen.

Prof. Didier Surdez, Leiter der Forschungsgruppe für Knochensarkome an der Universitätsklinik Balgrist, setzt sich mit seinem Team seit Jahren mit dieser komplexen Herausforderung auseinander. 
Ein Interview über die Faszination, die wissenschaftlichen Fortschritte und den persönlichen Antrieb hinter der Forschung.

Prof. Surdez, können Sie uns erklären, woran in Ihrem Labor derzeit geforscht wird?

Unser Hauptfokus liegt auf Knochensarkomen. Das sind seltene Tumoren am Bewegungsapparat, die derzeit noch überwiegend mit klassischen Therapieformen wie Operation, Bestrahlung und Chemotherapie behandelt werden. 
Es gibt viele verschiedene Arten von Sarkomen – jeder mit eigenen biologischen Eigenschaften. In unserer Forschungsgruppe versuchen wir, diese Unterschiede besser zu verstehen und neue, gezieltere und personalisierte Therapieansätze zu entwickeln. Dafür setzen wir moderne Technologien ein, die wir im Labor selbst weiterentwickeln.

Was sind aus Ihrer Sicht die vielversprechendsten Fortschritte der letzten Zeit?

Wir arbeiteten viel mit klassischen Zelllinien, die wir in Petrischalen kultivierten. Diese Modelle sind für unsere Projekte sehr nützlich, um die biologischen Mechanismen dieser Tumore zu verstehen. Allerdings haben diese Zelllinien auch ihre Grenzen. Sie sind sehr vereinfacht und haben die tatsächliche Krankheit im Körper oft nur ungenügend abgebildet. Heute entwickeln wir Krankheitsmodelle, die die Realität im Patienten so genau wie möglich nachbilden. Dies ermöglicht uns, Therapien im Labor zu testen, deren Wirkung dann auf die klinische Anwendung übertragen werden kann. Diese Modellierung sollte uns bei der Entwicklung neuer Therapieoptionen für Patienten mit seltenen Tumoren entscheidend voranbringen.

Gab es einen Moment in Ihrer Karriere, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Gerade im Bereich der Knochensarkome gibt es viele besondere Patientengeschichten – und sie begleiten einen oft länger als man denkt. Diese Tumoren betreffen nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Das macht die Arbeit besonders – und emotional. Es ist immer wieder eindrücklich, wenn wir im Labor Besuch von Betroffenen und ihren Angehörigen erhalten und ihre Geschichten hören. Das motiviert uns sehr und macht deutlich, warum unsere Forschung wichtig ist.

Was motiviert Sie persönlich, sich Tag für Tag dieser Herausforderung zu stellen?

Es ist die Kombination aus medizinischem Bedarf und wissenschaftlicher Herausforderung. Es braucht dringend bessere Behandlungsformen – denn diese Tumoren können Menschen in sehr jungen Lebensphasen treffen. Es geht darum, Lebensqualität zurückzugeben. Gleichzeitig fasziniert mich, wie raffiniert Tumoren sind: Sie passen sich an, entkommen Therapien, finden neue Wege zu überleben. Mein Ziel ist es, Wege zu finden, um dem Krebs einen Schritt voraus zu sein.

Wie stellen Sie sich die Behandlung von Knochensarkomen in zehn Jahren vor?

Einige Schwachstellen dieser Tumore kennen wir eigentlich schon seit langer Zeit. Aber bislang sind diese "Achillesfersen" therapeutisch kaum ausnutzbar – sie gelten als „undruggable“, also nicht medikamentös behandelbar. Mein grosser Wunsch ist, dass wir in zehn Jahren Wege gefunden haben, diese Schwachpunkte gezielt anzugreifen und die Krebszellen dadurch spezifisch und wirksam zu eliminieren.