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Nahaufnahme eines Rollstuhl-Rades.
Hilfsmittel

Rollstühle so individuell wie jeder einzelne Patient

Im letzten Blogbeitrag haben wir beschrieben, weshalb die Rückenbespannung und das Sitzkissen eine essentielle Rolle beim Rollstuhl einnehmen und sich massgeblich auf das Wohlbefinden der Patienten auswirken. Im zweiten Teil schildert Stefan Kupsch die Anpassungsphase, die auch schon mal Wochen dauern kann, weil kleine Details entscheidend sind.

Quelle Foto: out-front.com

Wir verfügen im Zentrum für Paraplegie Balgrist über rund 20 verschiedene Rollstühle – vom Aktiv- bis zum Pflegerollstuhl. Ältere Leute, deren Gefährt oftmals angeschoben wird, brauchen beispielsweise eine passive Einstellung, mit Rädern, die weit hinten befestigt sind, damit der Rollstuhl weniger schnell umkippt. Beim Aktivrollstuhl ist alles verstellbar bis auf die Sitzbreite und –tiefe. Die Räder sind weiter vorne montiert und somit sportlich eingestellt, damit das Gefährt wendig ist und der Patient sich leicht selber fortbewegen kann. Je nach Alltag benötigen die Patienten also einen ganz anderen Rollstuhl: Während der Bauer auf ein wendiges und geländefähiges Modell angewiesen ist, möchte der Anwalt ein leichtes und hochwertig aussehendes Gefährt, das zu seinem Businessalltag passt.

Rollstuhl wird auf Zuhause angepasst

Durchschnittlich dauert die Anpassung eines Rollstuhls zwischen drei und fünf Stunden, bestehend aus einem Beratungsgespräch und der eigentlichen Einstellungsphase. Bei manchen Patienten dauert diese Phase aber auch Wochen, bis das kleinste Detail stimmt. Um die Höhen, Tiefen und Abstände des Gefährts perfekt bestimmen zu können, benötigen wir die genauen Angaben aus dem Zuhause der Patienten. Und dennoch passiert es ab und zu, dass die Querschnittgelähmten gewisse Hürden erst in ihrem Alltag realisieren, wenn sie etwa merken, dass der Rollstuhl nicht unter den Esstisch passt oder das Gefährt beim Verladen ins Auto zu sperrig ist. Das ist aber nicht weiter schlimm und kann meist mit ein paar Anpassungen behoben werden.

Ein perfekter Rollstuhl beschert ein Stück Unabhängigkeit

Die Querschnittgelähmten kommen ca. alle drei bis sechs Monate zu mir in die Kontrolle. Einerseits um den Service am Gefährt durchzuführen und andererseits, um die Einstellungen zu überprüfen. Zu Hause kann sich nämlich sehr vieles verändern: Nicht selten werden die Patienten aktiver und mit ein paar wenigen Anpassungen kann das Steuern und Fahren des Rollstuhls wesentlich erleichtert werden. Mein Ziel ist es, den Patienten ein Stück Unabhängigkeit zurückzugeben, indem sie möglichst selbstständig mit ihrem Rollstuhl agieren können. Erst wenn ich bei jeder Person und ihrem Hilfsmittel das Optimum herausgeholt habe, bin ich mit meiner Arbeit zufrieden.

Patienten interessieren sich für Innovationen aller Art

Alle fünf Jahre dürfen die Patienten einen neuen Rollstuhl beantragen. Insbesondere neuartige Entdeckungen und Verbesserungen interessieren die Querschnittgelähmten sehr und sie wünschen sich diese Anpassungen auch an ihrem Gefährt. Dazu gehört beispielsweise das kleine Zusatzrad „free wheel“, welches direkt am Rahmen oder an der Fussplatte fixiert wird und das Fahrgefühl und die Wendigkeit positiv beeinflusst. Auch der am Rad befestigte Greifring, mit dem die Patienten den Rollstuhl anstossen, gibt es heute in verschiedensten Materialien – von Alu über Stahl oder Gummi. Nicht selten bekommen die Querschnittgelähmten nämlich mit der Zeit vom kräfteraubenden Anstossen Schulterprobleme, die es vorzubeugen gilt. Zu den neueren Modellen gehört die anatomische ovale Greifringform, die ein etwas sportlicheres Fahrgefühl ermöglicht. Solche Innovationen können sich positiv auf die Lebensqualität der Para- und Tetraplegiker auswirken und deshalb lohnt es sich immer wieder neue Erfindungen auszuprobieren.

Quelle Foto: out-front.com

Stefan Kupsch 

arbeitet seit 2008 in der Balgrist Tec AG als Orthopädie- und Rehatechniker. Er betreut den Bereich Rehatechnik. Der gebürtige Deutsche hat die Arbeit mit Rollstühlen zu seiner Berufung gemacht. Seit jeher begeistert ihn alles, was mit Rädern zu tun hat. Mountainbiken und Motorradfahren gehören zu seinen grössten Hobbies.