Sprunggelenkarthrose
Der Knorpel im oberen Sprunggelenk ist pro Fläche der dreimal höheren Kraft ausgesetzt als das Kniegelenk *. Trotzdem tritt der Gelenkverschleiss (Arthrose) ohne Unfall seltener im Sprunggelenk als im Knie oder in der Hüfte auf. Von der Sprunggelenkarthrose – auch OSG- oder tibiotalare Arthrose – ist etwa 1 % der Bevölkerung betroffen *.
Ursachen
Unfälle sind die häufigste Ursache für eine OSG-Arthrose. Ein Bruch mit Gelenkbeteiligung ist in etwa drei von vier Fällen für Arthrose des oberen Sprunggelenks verantwortlich *. Weitere 13 % werden durch eine Instabilität nach einer Bandverletzung im Sprunggelenk hervorgerufen. Zudem kann eine Sprunggelenkarthrose aufgrund einer Fehlbelastung durch Fehlstellungen oder entzündlich rheumatologischer Erkrankungen entstehen.
Symptome
Die typischen Beschwerden einer Sprunggelenkarthrose sind belastungsabhängig, besonders während den ersten Schritten des Tages. Diese Anlaufschmerzen bessern sich mit der Bewegung. Bei fortgeschrittener Arthrose können aber auch Schmerzen in Ruhe auftreten. Die begleitende Entzündung kann zudem Nachtschmerzen auslösen. Der Verschleisszustand ist häufig bandförmig im Sprunggelenk wahrnehmbar. Der Körper reagiert auf den Schaden mit einer an das Gelenk angrenzenden Verknöcherung (Osteophyten), die die Beweglichkeit des Gelenks einschränkt. Dadurch können Probleme beim Bergauflaufen entstehen.
Diagnose
In der klinischen Untersuchung kann der Schmerz im oberen Sprunggelenk lokalisiert werden. Ist die OSG-Arthrose bereits fortgeschritten, ist häufig eine Einschränkung der Beweglichkeit messbar. Röntgenbilder des Sprunggelenks können die Diagnose schliesslich sichern.
Konservative Therapie
In der konservativen Behandlung spielt die Anpassung von orthopädischem Schuhwerk eine wichtige Rolle. Ein Pufferabsatz reduziert die Stossbelastung beim Abrollen. Zudem verbessert eine Abrollhilfe (idealerweise kombiniert mit einer Sohlenversteifung) die Abrollbewegung und entlastet so das obere Sprunggelenk *. Orthopädische Schuhe können zudem vorhandene Fehlstellungen korrigieren und so das Sprunggelenk besser belasten.
Zur kurz- bis mittelfristigen Beschwerdelinderung verhilft in vielen Fällen eine Kortisoninfiltration *. Infiltrationen mit Hyaluronsäuren, Stammzellen und Blutplättchen können ebenfalls eine gewisse Besserung bringen.
Operative Therapie
Eine Operation kommt in Frage, sollte die konservative Therapie nicht zur Besserung führen. Bei wenig fortgeschrittener Arthrose kann es helfen, mittels Gelenkspiegelung (Arthroskopie) störende knöcherne Anbauten zu entfernen. Sollte sich eine lokale Arthrose mit einem Knorpeldefekt zeigen, kann der Schaden mittels Knorpelersatzverfahren (z. B. AMIC-Verfahren) repariert werden. Bei fortgeschrittener Arthrose ist der Nutzen dieser Operation jedoch meistens nur sehr kurz * und nicht zu empfehlen.
Ist die Arthrose durch eine Fehlstellung begünstigt, kann diese durch Umstellungsoperationen (Osteotomien) korrigiert werden. Dadurch soll der geschädigte Teil des Sprunggelenks entlastet werden *.
Versteifung oder Prothese
Falls die Sprunggelenkarthrose schon weit entwickelt ist und nicht nur einen umschriebenen Teil des Gelenks betrifft, ist operativ nur noch der Gelenkersatz (Sprunggelenkprothese) oder die Versteifung (OSG-Arthrodese) Erfolg versprechend. Welches Verfahren (Versteifung oder Gelenkersatz) zu bevorzugen ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Lange Zeit galt die Versteifung als die Operation der Wahl. Allerdings fühlen sich einige Patientinnen und Patienten durch die Bewegungseinschränkung nach der Versteifung stark eingeschränkt. Zudem werden durch das fixierte Sprunggelenk die angrenzenden Gelenke überlastet. Dies kann wiederum zu Arthrose und unter Umständen zur Ausweitung der Versteifung auf die angrenzenden Gelenke führen.
Durch die Weiterentwicklung der Sprunggelenkprothesen wurden sie in den letzten Jahrzehnten populärerer. Ein gut funktionierender Sprunggelenkersatz führt häufig zu einer besseren Patientenzufriedenheit als eine Versteifung *. Allerdings nutzt sich eine Prothese mit der Zeit ab und muss dann unter Umständen ausgewechselt werden. Wie bei jedem künstlichen Implantat ist auch hier das Risiko einer Infektion höher als bei einem nativen, ursprünglichen Gelenk.
Beide Operationsverfahren bieten ihre Vor- und Nachteile, die wir mit jeder Patientin und jedem Patienten eingehend besprechen. Die Entscheidung hinsichtlich einer Versteifung oder Prothese wird somit sehr individuell getroffen.
Nachbehandlung
Die Nachbehandlung variiert je nach Operationsmethode. Eine eingesetzte Prothese kann z. B. direkt nach der Operation voll belastet werden. In der Regel sind zwei Unterarmgehstöcke für nur etwa 2 Wochen notwendig.
Eine Versteifung ist nicht direkt nach dem Eingriff belastbar. In diesem Fall ist ein Unterschenkelgips für 12 Wochen und Entlastung an zwei Unterarmgehstöcken für etwa 10 Wochen nötig. 6 Wochen nach der Operation erfolgt ein Röntgen und eine Computertomographie (CT), wonach je nach Heilungsverlauf der genaue Belastungsaufbau festgelegt wird.
Referenzen
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